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LISA weicht dem Servicetechniker nicht von der Seite. Kenntnisreich identifiziert sie die reparaturbedürftige ­Trailer-Achse, weist auf die zu bestellenden Ersatzteile hin und erklärt Schritt für Schritt das notwendige Vorgehen. Dabei ist LISA kein Mensch, sondern der Projektname für eine von SAF-HOLLAND entwickelten App, deren voller Name „Learning Intelligent Service Assistant“ lautet. SAF-HOLLAND entwickelt die Service-App mit Augmented- Reality-Funktionen derzeit zur Serienreife.

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Bestellkatalog
RadnabeneinheitTeile-Nr.: 03307304502
Bremsscheibe – INTEGRALTeile-Nr.: 04079001303
GummilagerbuchseTeile-Nr.: 04177302800
„Wir wollen ein positives Kundenerlebnis schaffen.“Alexandre Charpiot

Den ersten Prototypen der neuen App zeigte SAF-HOLLAND im vergangenen Jahr auf zwei Messen. „Die Reaktionen waren durchweg positiv, von Trailerherstellern genauso wie von Werkstatt­inhabern“, berichtet Alexandre Charpiot, Vice President Sales OEM & Aftermarket Europe von SAF-HOLLAND. Um die Technik praktikabel für den täglichen Einsatz in der Werkstatt zu ­machen, besteht jedoch noch Forschungsbedarf. Eine große Herausforderung besteht im sogenannten „Tracking“. Es sorgt dafür, dass das entsprechende virtuelle Modell des jeweiligen Produkts über das reale Objekt gelegt wird. ­Dabei kann die Raumposition in einer Werkstatt nicht über Referenzpunkte ermittelt werden. Verschmutzte oder beschädigte Bauteile erschweren das Tracking.

In zwei bis drei Jahren will SAF-HOLLAND alle ­offenen technischen Fragen gelöst haben. Gleichzeitig denkt das Unternehmen bereits über die nächste Ausbaustufe nach: Zukünftig soll LISA mit dem Servicetechniker auch Sprachdialoge führen können.

Ende 2018 führte SAF-HOLLAND ein neues ­Content-Management-System für technische Dokumentationen ein und schuf damit die Voraussetzung, um digitale Assistenten mit entsprechenden Inhalten zu füttern. Ziel ist, 80 Prozent aller relevanten Dokumentationen auf das neue System zu migrieren. Der Rest wird basierend auf den neuen Anforderungen auch neu erstellt. Schon heute macht SAF-HOLLAND den rund 10.000 Service-Vertragspartnern weltweit einige digitale Angebote, die nun deutlich aus­gebaut werden sollen. So besteht bereits die Möglichkeit, Ersatzteile über ein Online-Portal zu be­stellen. Über die Katalog-App „SH Connect“ kann die Bestellung von jedem Smartphone aus verschickt werden. Damit liegt der Zulieferer voll im Trend: Die direkten Kunden, überwiegend Groß- und Zwischenhändler, berichten über eine stetig steigende Anzahl an Online-Bestellungen der Werkstätten.

Interview mit Alexandre Charpiot
Alexandre Charpiot,
Vice President Sales OEM & Aftermarket Europe.

Herr Charpiot, welche strategischen Ziele verfolgt SAF-HOLLAND im Aftermarket?

Alexandre Charpiot: Da unser Erstausrüstungs­geschäft wächst, steigt die Anzahl an Trailern weltweit, die mit unseren Achsen unterwegs sind. So konnten wir in Europa in den letzten Jahren jedes Jahr eine deutliche Steigerung verzeichnen. Bis sich das im Aftermarket-Geschäft bemerkbar macht, vergeht einige Zeit. Nach zwei Jahren ist in der Regel der erste Bremsbelagwechsel fällig, nach frühestens drei Jahren der Austausch der Bremsscheibe. Für den Aftermarket lautet das wichtigste Ziel also, dass bei der Wartung Origi­nalersatzteile aus unserer Produktion verwendet werden. Davon müssen wir Händler und Service-­Stützpunkte überzeugen. Digitale Angebote wie unsere Service-App erweisen sich als ein gutes Mittel, Kundenbindung zu erzeugen.

Das haben auch die Nutzfahrzeughersteller bereits erkannt...

Alexandre Charpiot: Alle Nutzfahrzeughersteller arbeiten daran, ihr Servicenetz bestmöglich ­auszulasten, auch über digitale Angebote. Zunehmend kümmern sie sich übrigens auch um die Wartung von Trailern, da die Zugmaschinen immer längere Service-Intervalle aufweisen. Deshalb ­arbeiten wir auch mit einigen Herstellern im After­market zusammen.

Was bringen digitale Werkzeuge wie Service-Apps den Werkstätten?

Alexandre Charpiot: Der Fachkräftemangel im Servicebereich ist heute bereits eklatant und wird sich in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter verschärfen. Eine über eine digitale Anleitung geführte Reparatur gewinnt daher an Bedeutung. Ich denke allerdings nicht, dass wir Schulungen vollständig durch digitale Angebote ersetzen können. Doch es wird einfacher, das Werkstattpersonal über die Präsenzschulungen hinaus auf dem Laufenden zu halten. Übrigens arbeiten wir auch in den Schulungen teilweise mit den gleichen digitalen Inhalten, die wir für die Service-App nutzen wollen. Zudem arbeiten wir an reinen Online-Schulungen über unser neu aufgebautes E-Learning-Portal. Das kann wiederum auch das Geschäft mit der Erstausrüstung beflügeln: Einen großen Erstausrüstungsauftrag in den USA konnten wir nur gewinnen, weil wir dem ­Hersteller zuvor zugesichert hatten, dass er seine Verkaufsmannschaft über unser Portal schulen kann.

Wie gehen Sie generell die Entwicklung digitaler Angebote an?

Alexandre Charpiot: Die Aufgabenstellung im ­Aftermarket ist von der Digitalisierung völlig unabhängig: Wir sind dazu da, dass unsere Kunden mit Produkten von SAF-HOLLAND ein ganzes Fahrzeugleben lang glücklich sind. Übertragen auf die digitale Welt bedeutet das: Wir wollen ein positives Kundenerlebnis schaffen. Daher entwickeln wir unsere digitalen Angebote auch nicht im luftleeren Raum. Für die Service-App haben wir zum Beispiel eigene Servicetechniker an Bord geholt.